Den fairen Stundensatz berechnen

Der Handwerker Stundenlohn ist nicht nur bei der alle vier Jahre stattfindenden Bundestagswahl ein heiß umstrittenes und von vielen politischen Farben gerne genutztes Thema. Auch in jeder Tarifrunde gibt es die beinahe schon ritualisierte Diskussion, ob denn eine zweiprozentige Tariferhöhung letztendlich nicht die Wettbewerbsfähigkeit zerstören würde. Ein Beispiel für die aktuelle Lohnerhöhungsdiskussion findet sich hier. Von Flensburg im Norden der Republik bis Freilassing im Süden also immer wieder die gleiche Frage: Wie viel Lohnerhöhung verträgt eine Branche und können insbesondere Handwerker in langfristigen Verträgen die Kundschaft eine 10-15 prozentige jährliche Erhöhung rechtfertigen, weil denn die Lohnkosten so stark gestiegen wären? Ein Blick auf das KFZ-Gewerbe und andere Dienstleistungen bringt interessante Erkenntnisse.

Faire oder zu große Kluft zwischen bezahltem Stundenlohn und Verrechnungssatz

Die Brutto-Gehälter für KFZ-Mechaniker und Meister variieren leider sehr stark je nach Einsatzgebiet, Berufszugehörigkeit und Verantwortungsbereich. Das Tarifarchiv der Gewerkschaft unter lohnspiegel.de gibt ein durchschnittliches Monatsbrutto von 2.269 Euro für den KFZ-Mechaniker an. Um auf einen realen Kostensatz pro geleisteter Stunde zu kommen, sollten Sie hierauf die berühmten Lohnnebenkosten von knapp über 40 % addieren, was zu einer Gesamtkostenbelastung des Arbeitgebers von knapp 3.176 Euro führt. Hierfür steht der Arbeitnehmer monatlich im Schnitt 4,34 Wochen á 40 Wochenstunden zur Verfügung. Ziehen Sie einmal 2 Tage Urlaub und vielleicht einen Krankheits- oder Fortbildungstag ab. So stehen dem Arbeitgeber etwa 150 planbare Monatsstunden pro Arbeitnehmer zur Verfügung. Der „Einkaufswert“ dieser Arbeitsstunde liegt dann bei 21,18 Euro.

Eine große Werkstattkette setzt den Stundensatz lt. ADAC mit 49 bis 56 Euro an. Was angesichts der Deckung von Fixkostenblöcken ein faires Angebot zu sein scheint. Wenn Ihre KFZ-Werkstatt aber 100 oder gar 110 Euro für die Arbeitsstunde verlangt, dann ist dies eindeutig zu viel. Zudem müssen Sie ja noch den zusätzlichen Gewinn einrechnen, den die Werkstatt beim Einbau von Ersatzteilen erhält. Fragen Sie also genau nach und geben Sie niemals Pauschalaufträge wie „Auto TÜV fertig machen“.

Da die Kunden nicht lange warten möchten und es auch saisonale Schwankungen in der Nachfrage gibt, hält die Redaktion einen Stundensatz zwischen 50 und 60 Euro für gerechtfertigt.

Diese Rechnung ist fast für alle Gewerke möglich

Suchen Sie also im Internet nach dem jeweiligen Tarifvertrag für die Branche und führen Sie eine ähnliche Berechnung durch. Bruttogehalt plus 40 Prozent Lohnnebenkosten und dann durch 150 Stunde teilen. Dann erhalten Sie eine Vergleichsgröße für den Einkaufswert pro Arbeitsstunde. Dann passiert es Ihnen auch als schwer arbeitender Arbeitnehmer nicht mehr, dass Ihnen irgendeine Partei oder ein Handwerker vermittelt, dass Arbeit nicht mehr bezahlbar wäre. In zulassungspflichtigen Gewerken wie beispielsweise Fliesenleger, Heizung/Sanitär können Sie mit einer Mischung aus Meister- und Gesellengehalt den Handwerker Stundenlohn gut berechnen.

Achten Sie ganz besonders bei einfachen Dienstleistungen darauf, dass Sie beim Handwerker Stundenlohn nicht über den Tisch gezogen werden. Gerade im Gartenbau oder „Hausmeisterdiensten“ wird sehr viel Schindluder getrieben. Da werden zusätzliche Arbeitskräfte nur nach Bedarf als Tagelöhner von der Bundesanstalt für Arbeit angeheuert und trotzdem Stundensätze zwischen 60 und 80 Euro im „Verkauf“ verwendet. Schäden durch unsachgemäßes Vorgehen sind vorprogrammiert, der Ärger mit Mietern dann auch.

 

Image by Markus W. Lambrecht – Fotolia

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